Das ist er also. Vor uns erhebt sich eine Betonmauer unnatürlich aus dem sonst grün bewachsenen Berg. Durch den modernen, verglasten Anbau führt man uns durch die erste dicke Stahltür in einen Gang, der nach Keller riecht und dessen Decken und Böden mit sachlichem Bürokratencharme locken. Wir, eine Gruppe von Rovern, befinden uns im ehemaligen Regierungsbunker in der Eifel. Das Geheimprojekt der deutschen Regierung sollte im Ernstfall im kalten Krieg die Regierungsmitglieder beherbergen und den 3000 Menschen ermöglichen, das Land weiter zu führen. Wir werden durch Gänge geleitet, die von massiven Toren aus Stahl verschlossen werden konnten – es ist wirklich kalt hier drinnen. Wir sehen uns Mehrbettzimmer an, die im Fall eines Angriffs für 30 Tage das neue Zuhause für vier oder mehr Menschen sein sollten (nur der Bundespräsident und der -kanzler hatten Anspruch auf Einzelzimmer). Alles wirkt beengt, durchgeplant und doch irgendwie lächerlich unwirksam gegen die damals drohenden Katastrophen. So erfahren wir beispielsweise, dass zur Dekontamination sechs Duschen eingebaut wurden, unter denen man acht Minuten mit kaltem, mit Salzsäure versetztem Wasser duschen sollte. Sechs Duschen für zwei- bis sechshundert Menschen, von denen jeder acht Minuten duschen musste. Man kann sich schwer ausmalen, welche Stimmung im Katastrophenfall unter den Wartenden in dem kleinen Vorraum geherrscht hätte. Der kurbelbetriebene Scheibenwischer am Kontrollfenster der Duschen ist da nur das Tüpfelchen auf dem i.

Nach diesem skurrilen und spannenden Ausflug in die Vergangenheit sind wir froh, wieder an der frischen und plötzlich so warmen Luft zu sein und wandern noch ein paar Stunden auf dem „Rotwein-Wanderweg“, der sich ganz in der Nähe des Bunkers befindet. Auf unserem Weg durch das Weinanbaugebiet schaffen wir es leider nicht den ersten Geo-Cach zu finden, umso stolzer sind wir, dass wir den zweiten hinter einen kleinen Kapelle entdecken. Als wir auf einem Berg gegenüber des Bunkereingangs stehen, können wir auch verstehen, warum die Anwohner nur schmunzeln konnten über das „Geheimprojekt“ Bunker – man hat besten Ausblick auf die Zufahrt zum Bunker und hatte dies wohl früher auch auf die riesige Baustelle. Tonnenweise Beton, die herangefahren werden müssen, lassen sich eben nur schwer verheimlichen…
Wir hatten eine schöne Roveraktion und können den Besuch des Bunkers nur weiterempfehlen!
Geschrieben von Johanna Kalnins.

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